Stöbert man durch die Homepage von
www.os-rc.com
, entsteht der Eindruck, als wolle ein Bastler einen unausgegorenen Fernsteuersender völlig überteuert an Modellflugsportler verkaufen. Das Konzept ist leicht durchschaubar: Zusammengewürfelte Hardware mit ein paar alten aber bewährten Atmel RISC-Prozessoren, angereichert mit Gimmicks wie Force Feedback Knüppel oder Live Stick Response.
Das Betriebssystem bzw. die Firmware des Fernsteuersenders ist ein Open Source Projekt, das heißt, der Hersteller stellt ein Grundgerüst an Funktionalität bereit, und Modellflugsportler, die programmieren und eventuell löten können, verbessern das Gerät nach und nach. Eine unakzeptable Lösung für ambitionierte RC-Piloten, die lieber ihre Flugmodelle steuern, als im stillen Kämmerchen die Hardware und Software für einen bedeutungslosen Fernsteuersender entwickeln.
Trotzdem kenne ich viele Modellflugsportler, die prima programmieren und tolle Hardware für Fernsteuerprodukte entwickeln können. Für diese Anwender gibt es ein interessantes Open Source Projekt bei
www.frsky-rc.com
: Für spottbillige, funktionstüchtige Sender, Empfänger und Sensoren fürs 2,4-GHz-Band kann man den Source Code herunterladen und nach eigenem Gusto modifizieren oder erweitern. Wer sich für eine solche Fernsteuerung interessiert, sollte mit „taranis rc“ googeln.
Allerdings können solche Nischenprodukte keinesfalls mit den weit verbreiteten Jeti Sendern konkurrieren. In puncto Hardware und Benutzerfreundlichkeit liegen nicht Welten, sondern Universen dazwischen: Öffnet man einen Jeti Sender kommen auf der Hauptplatine zwei hochkarätige ARM Cortex 32-Bit-Controller vom Typ STM32F103RCT6 und STM32F405RGT6 zum Vorschein, die jede Menge Programmspeicher, Arbeitsspeicher, PWM-Kanäle, Timer und sonstige nützliche Peripherie auf dem Chip haben. Die Architektur der ARM Cortex-Prozessoren ist derart überragend, dass sie fast alle großen Halbleiterhersteller wie Intel, Motorola, Texas Instruments und STMicroelectronics (von dort stammen die Chips in Jeti Sendern) fertigen und bei der Massenproduktion einsetzen.
Analoge Drehgeber und Schalter im Sendergehäuse fragen mehrere Atmel RISC-Prozessoren ab und bereiten sie mundgerecht für die Weiterverarbeitung mit den 32-Bit-Prozessoren auf. Ein Grafikchip vom Typ GE-S320240C0 bedient das monochrome Grafikdisplay. Der Grafikcontroller wird nur teilweise genutzt, er könnte sogar Farbgrafik-Paneele ansteuern.
Bei Jeti Sendern wird nicht gekleckert sondern geklotzt, und deshalb sind diese Geräte zukunftssicher. Von der hohen Betriebssicherheit mit zwei separaten Sendemodulen (Redundanz) ganz zu schweigen.
Gruß
loyboy